Zukunft der Arztdiktate: Was kann Spracherkennung wirklich leisten?
Technologie

Zukunft der Arztdiktate: Was kann Spracherkennung wirklich leisten?

Nur wenige Kliniken nutzen das Potenzial hinter der oft technologieorientierten Implementierung.

Front-End- oder Back-End-Spracherkennung? – Nur wenige Klinikverantwortliche haben eine konkrete Vorstellung davon, um wie viel effizienter und schneller Dokumentationsprozesse in ihrem Krankenhaus, ihrer Klinik oder ihrem MVZ durch den intelligenten Einsatz von Spracherkennung werden könnten.

„Quot capita, tot sensus“ (frei: so viele Köpfe, so viele Meinungen). Was im lateinischen Volksmund für Zweit- und Drittmeinungen von Ärzten gilt, das erleben Prozessbeauftragte in medizinischen Einrichtungen immer dann, wenn sie nach den besten technischen Lösungen für den klinischen Workflow bei Arztbriefen suchen. amanu kennt die unterschiedlichen Hersteller von Spracherkennungs-Software aufgrund der gemeinsamen Zusammenarbeit mit Krankenhäusern, Kliniken und MVZ und somit auch die Arten der Implementierung und die oft KIS-zentrierten Workflows. Hier ein Einblick in den Status-quo der Spracherkennung:

I. Front-End-Spracherkennung …

… findet bisher ausschließlich stationär, also an PC-Arbeitsplätzen statt. Ein individuelles Profiltraining oder Wortschatzerweiterung sind im laufenden Prozess nicht vorgesehen. Erforderliche Korrekturen, Textformatierung, Befundübernahmen, das Anlegen und Fertigstellen der endgültigen Dokumente sowie weitere Workflow-Schritte im KIS werden direkt vom Arzt durchgeführt. Findet keine Nachbearbeitung durch einen Schreibservice statt, stellt sich die Front-End-Spracherkennung also für den Diktanten – je nach KIS und Fachabteilung – deutlich aufwendiger dar als das reine Erfassen von fallspezifischen Diktaten. Demgegenüber steht der Vorteil, dass Befunde sofort nach der Aufnahme am Bildschirm verfügbar sind und nach dem Fertigstellen durch den Arzt direkt im KIS-Workflow von anderen Abteilungen weiterverarbeitet werden können.

Die Front-End-Spracherkennung eignet sich also hauptsächlich für gute Diktanten, die nicht in Word-basierten KIS-Formularen arbeiten. Konkrete Musterbeispiele findet man gerne in der Erfassung von Radiologie-Befunden oder OP-Berichten.

II. Back-End-Spracherkennung …

… erfordert bei der Erfassung keine zusätzliche Bearbeitungszeit durch den Diktanten. Aber: Die Qualität der Diktate hat enormen Einfluss auf die Effizienz im nachgelagerten Prozess. Diktierende müssen sich bei der Erfassung an einheitliche Vorgaben halten und eindeutig artikulieren. Umgangssprachliche Ausdrücke, Dialektfärbung und Akzente führen zu erheblichen Qualitätseinbußen. Selbst ein spezielles Profiltraining für jeden einzelnen Diktanten und systematische Wortschatzerweiterung können die Erkennungsgenauigkeit nur begrenzt erhöhen. Diktierende sind dafür vollkommen flexibel: Sie können stationär oder mobil an jedem beliebigen Ort Diktate aufzeichnen. Das kommt der gewohnten Arbeitsweise eines Arztes sehr entgegen. Plus: Mediziner haben mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit am Patienten.

III. Ein generelles Manko der Spracherkennung …

… ergibt sich daraus, dass die heute gängigen Technologien nicht „output-orientiert“ arbeiten. Das bedeutet: Es soll lediglich Sprache möglichst präzise in Text transferiert werden. Wie genau einzelne Fachbegriffe und Ausdrucksweisen der Diktierenden in Text umgewandelt werden, kann man den Angaben zur „Erkennungsrate“ der Hersteller entnehmen. Man darf jedoch nicht davon ausgehen, dass der Einsatz von Spracherkennung automatisch zu einem qualitativ guten oder gar fehlerfreien Arztbrief führt. Zu Bedenken ist in größeren Einrichtungen darüber hinaus der hohe Anteil von Nicht-Muttersprachlern sowie die hohe Fluktuation unter den Medizinern in deutschen Krankenhäusern, Kliniken und MVZ.

IV. Fazit: Was Sie bei der Implementierung von Spracherkennung in klinischen Prozessen beachten sollten:

  1. Erzwingen Sie keine Standardlösung. Oft bringt ein intelligenter Mix aus Front-End- und Back-End-Spracherkennung den größten Erfolg. Denn jede Fachabteilung hat entsprechend dem jeweils eingesetzten KIS eigene Anforderungen und Voraussetzungen.
  2. Die direkte Fertigstellung im Front-End stellt hohe Anforderungen an den KIS-Workflow und die Diktanten, kann aber bei gezieltem Einsatz den Gesamtprozess entlasten und beschleunigen, da das Dokument nur von einer Bearbeitungsstelle angefasst werden muss. Wichtig: Diese Praxis setzt sehr gute Textverarbeitungskenntnisse auf Seiten der Ärzte voraus.
  3. Die Back-End-Spracherkennung kann jederzeit – auch ohne KIS-Integration des Diktat-Workflows – zu Effizienzsteigerungen im Gesamtprozess führen. Ausschlaggebend sind in diesem Fall die Qualität und die Disziplin bei der Diktaterfassung.
  4. Bei manchen Diktanten stößt auch die beste Spracherkennung mit der höchsten Erkennungsrate an ihre Grenzen, sodass die Korrektur des vorerkannten Textes deutlich aufwendiger ist als das reine Transkribieren.
  5. Nach einer intensiven Schulung und Einarbeitung steigt erfahrungsgemäß die Akzeptanz gegenüber der Front-End-Spracherkennung bei den Diktanten. Daneben besteht die Möglichkeit, zunächst eine Back-End-Spracherkennung aufzubauen und Profile der einzelnen Diktanten zu hinterlegen. Für jede Abteilung werden Dokumentvorgaben und Workflow-Verbesserungen festgelegt. Anschließend kann Schritt für Schritt – bei entsprechend guter Qualität der Diktanten und der Prozesse – in den Front-End-Betrieb übergegangen werden.

Weitere Effizienzsteigerungen im Hinblick auf Front-End-Spracherkennung lassen sich dann nur noch mit Hilfe der KIS-Hersteller erzielen. Insbesondere beim Schreiben von Arztbriefen und ähnlichem (z. B. DRV-Berichte) müssten sich die Strukturen und Arbeitsabläufe im KIS grundlegend ändern, damit der Arzt direkt und ohne zusätzlichen Aufwand die Dokumentation vollständig abschließen kann. Erst dann werden die Kosteneinsparungen im Schreibdienst betriebswirtschaftlich effektiv und nicht einfach auf die Ärzte abgewälzt.

V. Ergo:

Der selektive und gut geplante Einsatz von Spracherkennung stellt sicherlich eine zukunftsrelevante Effizienzsteigerung in so wichtigen klinischen Prozessen wie der Dokumentation dar. Besonders angesichts wachsender Fallzahlen und des steigenden Kostendrucks. amanu findet mit Ihnen als IT-Verantwortliche in Kliniken und MVZ die jeweils beste Lösung für ihren Betrieb: „output- und workflow-orientiert“. amanu berät Sie als Prozessverantwortliche und optimiert den Gesamtablauf bei Arztbriefen, Befunden, OP-Berichten und Gutachten.

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